Rasant zum Abschluss inklusive Bestnoten, Praktika und Auslandssemester? Was steckt hinter einem verkürzten Bachelor? FHEWS erkundigt sich.

„Ich möchte einfach so schnell wie möglich mein Studium durchziehen“, erzählt Karoline Meyer während eines Gespräches in der Daily Lounge, einem Café auf dem Campusgelände der Fachhochschule Kiel. Die 25-Jährige Bremerin hat seit Beginn des Jahres 2015 zwei Semester in einem absolviert. Doppelsemester oder verkürzter Bachelor? Wie genau funktioniert das? Wie geht es der Studentin damit?

Das Bachelorstudium beginnt regulär im ersten Semester. Danach ist es möglich das zweite und vierte Semester sowie das dritte und fünfte Semester in jeweils einem zu absolvieren. Das sechste und siebte Semester werden regulär weiterstudiert, es wurde also ein ganzes Jahr gespart. Allerdings besteht auch die Möglichkeit lediglich einzelne Kurse zu belegen, sodass man im späteren Semester entlastet ist und das Pensum vorgearbeitet wurde.

Generell gibt es aber keine spezielle Regelung für Doppelsemester, erklärt die Geschäftsführerin des Fachbereiches Medien, Steffi Richter: „Die Studien- und Prüfungsordnungen unserer Studiengänge sehen keine Doppelsemester vor. Gleichsam garantieren die Regelwerke ein Höchstmaß an akademischer Freiheit in der individuellen Studienorganisation. Letztere liegt allein in der Verantwortung jedes einzelnen Studierenden. Maßgeblich für den erfolgreichen Studienabschluss bleibt dabei einzig und allein das Erreichen der im Curriculum festgelegten Lern- und Lehrziele.“

Zwei Semester in einem zu studieren erfordert viel Disziplin und Fleiß. Es ist Studenten zu empfehlen, die ein klares Ziel vor Augen haben und unter enormen Druck arbeiten können, da es in den Prüfungsphasen zu einer doppelten Belastung, im Vergleich zu den „normal“ Studierenden, kommt. Außerdem ist es dem Student oder der Studentin noch dringender zu empfehlen, kontinuierlicher als die „regulären“ Kommilitonen und Kommilitoninnen mitzuarbeiten, denn auch der Semesterplan ist mit deutlich mehr Vorlesungen und Seminaren gefüllt. Auch für ältere Studenten, die bereits eine Ausbildung absolviert oder einen anderen Abschluss haben, könnte ein Doppelsemester von Interesse sein. Mit zwei Semestern in einem können sie während der zweiten Ausbildung wertvolle Zeit einsparen und schneller das gewünschte Berufsziel und die damit verbundene Selbstverwirklichung erreichen.

Es ist nicht notwendig sich für ein Doppelsemester zu bewerben. Die Studentin Karoline erkundigte sich während des ersten Semesters bei dem Vorsitzenden des Prüfungsausschusses des Fachbereiches Medien, Prof. Christian Hauck, ob es möglich sei die Studienzeit zu verkürzen. Nachdem sie sein Einverständnis erhielt war es nur noch notwendig sich im QIS Portal bei den entsprechenden Prüfungen anzumelden.

Erfolgsdruck und die Ängste, den Anforderungen im Arbeitsleben gerecht zu werden, spielen bei vielen Studenten eine große Rolle. Der Trend, dass unsere Gesellschaft immer schnelllebiger wird zeigt sich in allen Bereichen der Bildung und des Arbeitslebens. Schülern ist es möglich innerhalb von acht anstatt von neun Jahren zum Abitur zu gelangen, in manchen Bundesländern ist dies sogar Pflicht. Studenten können dual studieren, sprich Ausbildung und Studium verbinden oder durch Doppelsemester schnellst möglichst ihr Studium absolvieren. Auch im Arbeitsalltag muss sich der Arbeitnehmer und Arbeitgeber flexibel auf Veränderungen und dem damit verbundenen Druck einstellen, denn Zeitverträge gehören zur Norm. Die Frage bleibt, wie sich dieser Trend auf die Gesellschaft auswirkt, denn Krankheiten wie „Burnout- Syndrom“ oder „Depressionen“ nehmen innerhalb der Bevölkerung zu.

Statistik über die berufliche Belastung durch Zeitdruck in Deutschland

Statistik über die berufliche Belastung durch Zeitdruck in Deutschland

Neu an der Fachhochschule Kiel ist eine Selbsthilfegruppe gegen Depressionen, um Betroffenen am Campus durch das Studium zu begleiten.* Eine Verbindung zu den Doppelsemestern lässt sich allerdings nicht erkennen. Nach Karolines Erfahrungen ist es vielmehr der eigene Wille etwas erfolgreich zu schaffen und den Druck zu spüren, um voran zu kommen.

 

*FHEWS wird zu diesem Thema noch einen weiteren Artikel herausgeben