Schilksee. Auf der Bahn Foxtrott vor Wendtorf drehen die Folkeboote seit vier Tagen ihre Runden. Sie sind 7,64 Meter lang, 2,20 Meter breit und fast zwei Tonnen schwer. Bis Windstärke acht können die Holzboote aufs Wasser. „Dank des schweren Kiels legen sich die Boote bei Wind zwar auf die Seite, das ist aber auch alles“, erklärt Klaus Scholten, Skipper der „Fair Lady“, die Segeleigenschaften seines Bootes.

Sechzehn Folkeboot-Crews haben sich für die Rennen auf der Kieler Woche zusammengefunden. Für Scholten, der in Essen wohnt, stand zunächst nicht fest, ob er an den Wettbewerben teilnehmen könnte. Seine Crew war kurzfristig ausgefallen. Weiterhelfen konnte ihm seine Tochter. Sie studiert in Kiel und organisierte einen Ersatz für das Schiff. So fanden Gitta Ann von Rönn und Max Brückner spontan ihren Weg auf die „Fair Lady“. Beide segeln zum ersten Mal bei Regatten der Kieler Woche mit.

Kommunikation per Flagge

An das Startprozedere mussten sich beide erst gewöhnen. Von bisherigen Regatten waren sie es gewohnt, dass über Funk kommuniziert wird. Bei den Folkebootwettbewerben werden Bahnveränderungen oder Frühstarts ausschließlich über Flaggenzeichen bekanntgegeben. „Eine Startverschiebung hatten wir als der Wind gedreht hatte“, berichtet von Rönn. „Es herrschten keine fairen Bedingungen mehr, deswegen mussten die Tonnen auf der Strecke umgelegt werden.“ Unter Segeln manövrierte die Crew bis zum Start vor der Linie – einen Motor haben Folkeboote nicht. Besonders wichtig: die schwarze Flagge. „Wenn die gehisst wird, bedeutet das, dass jeder, der einen Frühstart fährt, sofort aus der Wertung genommen wird.“

Bei den Wettbewerben werden nicht nur die grauen Zellen gefordert. „Mir tut alles weh“, sagt von Rönn. „Überall habe ich blaue Flecken. Aber es macht unglaublich Spaß auf dem Boot zu segeln.“ Das Wichtigste ist das Vertrauen ins Schiff. „Richtig bequem wird es erst, wenn man sich wirklich auf die Kante setzt.“ Das kostete anfangs Überwindung. Folkeboote haben, anders als die meisten Bootstypen, keine Reling, die vor dem Rausfallen schützt.

Geld spielt keine Rolle

Scholten hat sich in den vergangenen drei Jahren an die Anforderungen des Bootes gewöhnt. Insgesamt ist er seit 40 Jahren passionierter Segler. Sogar in olympischen Klassen trieb der Essener sich eine Weile herum. Seit kurzem hat es ihm das Folkeboot angetan. „Ich wollte mit meinem Boot auch einmal in den Urlaub fahren können“, erklärt Scholten seine Entscheidung, auf ein größeres Bootsmodell umzustellen. Unter Deck ist unerwartet viel Platz. Zwei Kojen bieten Ablagefläche und Schlafplatz. Nur eine Toilette gibt es nicht, dafür ist kein Platz in dem Schiff.

Regattatauglich sei das Folkeboot alle mal. Fast jedes Wochenende im Jahr findet irgendwo in Deutschland eine Klassenregatta statt. Besonders spannend sind die Rennen laut Scholten, weil alle Schiffe relativ gleich schnell sind. „Es kommt nicht auf neue Segel an. Bei Folkebooten gibt es keine Materialschlacht“, erklärt Scholten. „Hier entscheidet einzig und allein das Können und die Erfahrung des Seglers.“