Wer neben seinem Studium ein wenig Geld verdienen möchte, geht oft kellnern, gibt Nachhilfe oder passt auf die Kinder von Bekannten auf. Die Arbeit ist hier oft nur das unbeliebte Mittel zum Zweck. Dass es aber nicht immer der typische Studentenjob sein muss, zeigt Sönke Thomsen. Der 29-Jährige studiert Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation im sechsten Semester. Wie viele seiner Kommilitonen finanziert er sein Studium  mit einer Nebenbeschäftigung. Während andere jedoch Gehälter oder Löhne bekommen, spricht man bei ihm von Gagen, denn Sönke arbeitet als Filmkomparse.

Ursprünglich wollte er Kameramann werden. „Da aus einem Ausbildungsplatz nichts wurde, beschloss ich das Pferd von hinten aufzuzäumen und zumindest als Statist und Kleindarsteller schon etwas Filmluft zu schnuppern“, erzählt Sönke. Dass er dann ausgerechnet in der Komparserie eine Leidenschaft finden sollte, war wohl eine Fügung des Schicksals. Inzwischen hat Sönke in über 130 Produktionen mitgewirkt – die meisten Drehs finden in Hamburg und Umgebung statt. „Viele Produktionen werden in Hamburg gedreht, spielen aber im Ausland, an fiktiven Orten oder sogar in einer vergangenen Zeit. Für den Zuschauer wirkt natürlich trotzdem alles ganz authentisch“, erklärt er.

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Für seine Komparsenjobs schlüpft Sönke in die verschiedensten Rollen. (Fotos: Sönke Thomsen)

Nach vielen Jahren der Komparserie hat Sönke auch die ein oder andere Anekdote vom Set auf Lager. Beim Probedurchgang für eine der legendären Wunderkerzen-Schlussszenen vom „Traumschiff“ lieferte er sich mit der bekannten deutschen Schauspielerin Grit Boettcher einst eine kleine Tortenschlacht. Und wer dem Studenten auf dem FH Campus über den Weg läuft, würde bestimmt nicht vermuten, dass er beim Dreh für den Kinofilm „Rubbeldiekatz“ einmal Palina Rojinski geküsst hat. Die Aufregung hielt sich dabei in Grenzen – verständlich, wenn man bedenkt, dass Sönke sie für eine weitere Komparsin hielt.

Obwohl die meisten Drehs spannend sind, gehört eine gewisse Ausdauer dazu. „Mein längster Dreh ging über 20 Stunden. Als Komparse muss man dann immer mit langen Wartezeiten zwischen den Auftritten rechnen. Neben viel Geduld bringt man also am besten auch ein gutes Buch und ein Kartenspiel mit.“ Den Spaß an der Arbeit verliert Sönke dadurch jedoch nicht: „Das Leben am Filmset ist einfach was Besonderes. Du lernst Orte kennen, zu denen du sonst keinen Zugang hast und außerdem ist das Catering immer klasse.“

Ob Sönke der Filmbranche je den Rücken kehren wird? „Es wäre schade, wenn mein zukünftiges Berufsleben dafür keinen Platz lässt. Aber darüber mache ich mir keine Sorgen. Sobald ich in Rente bin, habe ich ja wieder Zeit für meine Komparsenjobs.“