Ein bisschen wie eine Klassenfahrt fühlt sich diese Exkursion nach Berlin an, nur dass man nicht zum Berliner Zoo fährt oder auf den Fernsehturm klettert. Stattdessen liegt ein Hauch von Hollywood in der Luft, der rote Teppich wird ausgerollt und zehn Multimedia Production Studenten der Fachhochschule Kiel dürfen Premierenluft schnuppern. Die 66. Berlinale, ein Filmfestival der Extraklasse, lädt ein und glänzt mit der Anwesenheit hochkarätiger Jurymitglieder wie Meryl Streep, Lars Eidinger und Nick James. Doch auch Hollywoodschauspieler wie George Clooney und Jude Law statten der Bärenhauptstadt einen Besuch ab.

Wer in diesen Tagen durch die Straßen der Hauptstadt läuft hört den Namen Meryl Streep an der einen oder anderen Ecke immer wieder. Die Hollywoodschauspielerin bringt Glanz und Glamour nach Berlin und sorgt für lange Schlangen vor den Ticket Ständen. Wer die besten Kinokarten haben möchte muss früh aufstehen. Manche schlafen sogar vor dem Ticket Counter, doch ganz so verrückt sind wir nicht. Trotzdem raffen wir uns noch vor acht aus dem Federn und nehmen die erste U-Bahn, die uns zum Potsdamer Platz führt. Die Schlange ist lang und der junge Mann vor dem Ticketschalter begrüßt uns mit einem „Ihr seid heute spät dran!“, und drückt uns das Film Formular für den morgigen Tag in die Hand. „‘Alone in Berlin‘ solltet ihr noch schauen oder um 16 Uhr läuft ‚Mahana‘, der soll auch sehr gut sein“, flüstert er uns leise zu. Schnell holen wir unsere Karten für den morgigen Tag und dann müssen wir auch schon weiter in das Haus der Berliner Festspiele, denn dort läuft heute eine Serienpremiere; „Cleverman“ mit Frances O`Connor und Stef Dawson.

Die ganze Stadt setzt ihr Zeichen auf Berlinale. Plakate kündigen die wichtigsten Filme und Veranstaltungen an.

Die ganze Stadt setzt ihr Zeichen auf Berlinale. Plakate kündigen die wichtigsten Filme und Veranstaltungen an.

Wir waren in fast allen Kinos die Berlin zu bieten hat! Im Zoopalast gibt es die bequemsten Sitze, im Friedrichstadt-Palast eine atemberaubendste Sicht. Man sollte schon Turnschuhe einpacken, wenn man drei bis vier Filme am Tag schaffen will, denn die Kinos liegen teilweise weit auseinander. Challenge accepted: zuerst der Film „Alone in Berlin“, dann „Maggies Plan“ und zum Schluss noch „Mahana“. Drei Filme am Tag sind doch ganz schön anstrengend, aber am Abend geht der Berlinale Spaß erst richtig für uns los.

Wir sind beim Baltic Motion Empfang eingeladen, einem Musikvideoabend mit Christian Mertens, einem Kieler Filmregisseur. In lockerer Atmosphäre werden witzige aber auch ernste Musikvideos präsentiert und moderiert. „Ach du auch hier? Wir haben uns ja lange nicht gesehen. An welchem Projekt arbeitest du denn gerade?“. Diese Art von Gespräch wurde an diesem Abend bestimmt hunderte Male geführt. Ganz nebenbei kann man auf solchen Veranstaltungen „networken“ und neue Gesichter aus der Filmbranche kennen lernen oder wieder treffen. Ob Schauspieler, Produzenten, Regisseure oder Journalisten – alle sind gekommen.

Kontakte knüpfen kann man natürlich auch auf dem Europäischen Filmmarkt, einer Art Messe, auf der verschiedene Firmen sich vorstellen oder Produzenten ihre Filme verkaufen. Dozent Bernd-Günther Nahm führt uns über den Filmmarkt, weit kommen wir jedoch nicht. Bekannt wie ein bunter Hund und kaum zu stoppen, stellt er uns ganz nebenbei interessante Schauspieler, Regisseure und Produzenten vor. Wir sind im absoluten Filmrausch und jeder bekommt Lust auf Filme und neue Projekte. Eat, Sleep, Repeat oder doch Eat, Sleep, Meryl Streep? Wir entscheiden uns für ersteres und machen uns auf dem Weg zum nächsten Kinoabenteuer.


Wer auf der Berlinale ist sollte vor allem eines tun: Filme schauen. Dabei sind nicht die großen Blockbuster immer an vorderster Front beliebt, sondern auch das Abenteuer lockt um japanische Filme, Kurzfilme oder experimentelle Film auszuprobieren. Das Programm bietet eine facettenreiche Auswahl an Filmen und lädt zum Eintauchen in andere Welten und Metiers ein.

Kinotipps ganz frisch von der Berlinale:

Mahana:  
Die neuseeländisch-australische Produktion von Lee Tamahori war ein absoluter Zufallsglücksgriff. Zwei Maori Familien sind seit mehreren Jahren stark verfeindet und trotzdem miteinander verbunden. Ein Familiendrama entwickelt sich, nachdem sich die jüngere Generation gegen die Älteren aufstellt und dadurch die Wahrheit der Vergangenheit ans Licht kommt. Mit unerwartetem Witz wird eine eigentlich ernste Geschichte erzählt. Epische Kamerafahrten und Landschaftsaufnahmen begeistern. Die Maori Clans der sechziger Jahre verschwimmen vor den Augen der Zuschauer mit spannend gestalteten Bildkompositionen. Sollte man gesehen haben!

Maggies Plan:
Die Regisseurin Rebecca Miller führt uns direkt nach New York und in das Leben der Mitte 30 jährigen Maggie. Sie ist Single und wünscht sich sehnlichst ein Kind, doch der richtige Partner findet sich einfach nicht. Deshalb entscheidet sie sich für eine Samenspende – leider bleibt sie ohne Erfolg. Plötzlich tritt ein sympathischer Anthropologe in ihr Leben. Er trennt sich von seiner Frau, heiratet Maggie und sie bekommen ein Kind. Nach einiger Zeit läuft die Beziehung nicht mehr so gut und Maggie versucht ihren Ehemann wieder mit seiner Exfrau zusammen zu bringen. Ein verrückter Plan, der natürlich schief geht. Und von wem ist nun eigentlich wirklich das Kind? Julian Moore und Greta Gerwig überzeugen mit ihrem Schauspiel in einer witzigen Komödie, die authentisch zeigt, wie sich das Leben manchmal in eine etwas andere Richtung entwickeln kann.