Fulldome ist die neue Dimension des Filmerlebens. Kino nicht mehr nur auf der rechteckigen Leinwand sondern im ganzen Raum, Projektion ringsum in einer 360° Kuppel. IT-Masterstudent Prabowo entwickelte jetzt ein Konzept für eine App, die sogar die Interaktion mit dem eigenen Handy in so einem Fulldome-Kino ermöglichen soll.
In Fulldome-Kinos wie beispielsweise dem Mediendom der Fachhochschule Kiel gibt es Projektionen, die den Zuschauer mit in andere Welten nehmen. Der Mediendom zeigt derzeit Shows wie etwa Die ??? und bringt die Zuschauer dabei zum Grab der Inka-Mumie. Auch können die Zuschauer in einer anderen Show einen Sprung ins All machen und das Abenteuer der Raumfahrt erleben.
Shows wie diese fand der Indonesier Prabowo zwar beeindruckend, aber nicht spannend genug: „Die Zuschauer können die Show genießen, aber für meinen Geschmack nicht genug mitmachen, nicht interagieren“, sagt er. Sein Konzept für eine Web-Applikation kann das Kinoerlebnis vollkommen verändern.
Mit seiner Master-Thesis zum Thema „ Object Recognition Using Mobile Devices For Interactive Media Systems And Planetariums“ bringt der Indonesier Prabowo die Immersion, die virtuelle Realität, noch einen Schritt weiter: Vielleicht ist bald sogar eine Interaktion in einem Fulldome-Kino möglich.
Action-Games im Fulldome spielen
Bei Raumfahrt-Shows die Planeten selbst verschieben, im Fulldome-Kino Action-Games spielen – das ist Prabowos Vision. Das eigene Handy dient dabei als Controller. Über die Kamera-Funktion wird die App so programmiert, dass sie Objekte auf der 360°-Leinwand erkennen und bewegen kann. Die Projektion auf der Fulldome-Kuppel muss dafür in 3D simuliert und in der App hinterlegt sein. Mit dem Finger auf dem Handy können Objekte an der Kuppel-Leinwand verschoben werden – eine ganz neue Art des Kinoerlebnisses.
Nach sechs Monaten Recherche und jeder Menge Programmierung hat Prabowo seine Thesis abgegeben. „Ich habe viel gelesen und dann immer selbst testen müssen“, sagt der 31-Jährige rückblickend. Manchmal habe es Rückschläge gegeben, wie beispielsweise als die zuerst als richtig gedachte Methode der Image Recognition für sein Vorhaben nicht funktionierte. „Dann gab es wieder eine Research-Zeit und ich habe nach anderen Wegen gesucht, meine Idee umzusetzen“, sagt er.
Schließlich funktionierte die Objekterkennung mit dem Handy. Dafür hat Prabowo einen Server, der die verschiedenen Mobiltelefone sammeln kann, und eine eigene Web-Applikation in C#, three.js entwickelt. Gearbeitet hat er in der „Work-Station“ gleich neben dem Mediendom unter der Betreuung von Prof. Robert Manzke. Die sechs Monate seien schnell vergangen: „Ich hätte gern noch viel mehr ausprobiert und die App auch zum Beispiel für alle Browser optimiert“, sagt Prabowo. So stehe das Konzept derzeit nur für den Browser „Chrome“. In den kommenden zwei Monaten wird sich der IT-Profi aber auch nach der Abgabe noch weiter mit seinem Thesis-Projekt beschäftigen. „Ich kann noch nicht aufhören. Ich muss zuerst noch wissen, ob mein Konzept wirklich funktioniert“. Ein kurzer Indonesien-Urlaub steht zwar an, danach will Prabowo aber wieder nach Kiel kommen, um weiter im Mediendom zu testen. Wenn sein Konzept funktioniert, hat der FH-Student die Grundlage für das Kino der Zukunft geschaffen.
Sechs Fragen an Galih Dono Prabowo
Weshalb bist du für dein Master-Studium ausgerechnet nach Kiel gekommen?
Nachdem ich 2006 meinen Software Engineering-Bachelor in Jakarta gemacht hatte, habe ich fünf Jahre lang gearbeitet und mich dann aber irgendwann gelangweilt. Also habe ich mich in verschiedenen Ländern für ein Master-Studium beworben. In Kiel haben mir die Module am besten gefallen. Die Fachhochschule hat mit dem Master Informatik genau angeboten, was ich machen wollte.
Wie war es so weit weg von zuhause zu studieren?
Ich habe natürlich viele Sachen aus der Heimat vermisst. In Deutschland war alles anders. Da warteten neue Herausforderungen, neue Menschen; insgesamt einfach ein neues Leben. Mir war es wichtig mich so gut wie möglich einzuleben. Ich habe also Deutsch gelernt und bin in die Kultur eingetaucht. Das war mir wichtig, als Zeichen von Respekt.
Was waren deine schönsten Erlebnisse während des Studiums in Deutschland?
Ich konnte unglaublich schöne Projekte mit anderen Studierenden machen. Dabei waren auch viele internationale Studierende, wodurch ich Kontakte überall auf der Welt knüpfen konnte. Das bedeutet mir wirklich viel.
Was sind deine Pläne für nach dem Studium?
Ich möchte nun alles Gelernte anwenden und als Software Entwickler oder Software Architekt arbeiten. Wenn die Chance besteht, am liebsten in Deutschland. Bisher habe ich mich bei mehreren deutschen Unternehmen beworben. Mein absoluter Favorit ist Google Deutschland, weil ich denke, dass ich dort besonders kreativ arbeiten könnte.
Was spricht dafür in Deutschland zu bleiben?
Die Situation in Indonesien und Deutschland ist kaum vergleichbar, auch was die Entwicklung von IT betrifft. In Indonesien entwickelt sich das noch alles, es gäbe also jede Menge Möglichkeiten dort im IT-Bereich einen Job zu finden. Ich möchte aber auf einem hohen Niveau arbeiten, so professionell, wie ich es in Deutschland gelernt habe. Je nachdem was sich mir noch für Möglichkeiten eröffnen, werde ich aber vielleicht wenn ich alt bin wieder nach Indonesien ziehen.
Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Beruflich habe ich die Vision vielleicht ein IT-Consulting Unternehmen zu gründen, dass Deutschland und Indonesien verbindet. Privat wünsche ich mir vor allem eine Familie gründen zu können.
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