Am Mittwoch besuchte der israelische Staatspräsident Reuven Rivlin die Landeshauptstadt Kiel. Sein Hauptanliegen ist der Besuch der ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS), um sich dort das fünfte in Kiel für Israel hergestellte U-Boot „Rahav“ anzuschauen. Aber auch auf eine Diskussionsrunde mit Kieler Studierenden trifft sich der Staatspräsident. Kurzerhand werden sämtliche Straßen in Nähe des Parlaments, der Universität sowie der Luftraum und Schiffsverkehr für private Schiffe gesperrt. Es herrscht Sicherheitsstufe eins plus in Kiel.

2000 Polizeibeamte am Mittwoch in Kiel im Einsatz, Foto: Nicole Bianga

2000 Polizeibeamte am Mittwoch in Kiel im Einsatz, Foto: Nicole Bianga

13:30 Uhr: Um die 20 uniformierte Polizisten stehen auf allen Seiten der Reventlouallee-Kreuzung und hindern Fußgänger sowie Rad- und Autofahrer am Überqueren der Straße. Kein Durchkommen zur Förde, geschweige denn zum Parlament. Panzerwagen schirmen die Kiellinie ab. Auf Nachfragen der Passanten reagieren die Beamten mit einem entschuldigenden Schulterzucken: „Wir haben selbst keine Ahnung, wir befolgen nur die Anweisungen“, äußert sich ein Beamter gegenüber den schaulustigen Anwesenden. Wie lange die Straßen gesperrt bleiben, ist auch unbekannt. „Genießen Sie doch einfach das Spektakel und dann können Sie weiter“, rät der Polizist belustigt. Das Spektakel blieb allerdings aus. Nachdem die Kreuzung fünfzehn Minuten lang leer bleibt, kriegen die Beamten die Anweisung, die Straße wieder freizugeben. Allerdings nicht für lange. Der Weg durch Kiel wird zu einem Staatsakt. Nebenstraßen scheinen wahllos abgeriegelt, die Busse fahren an den wartenden Menschen vorbei. Zuvor sperrte die Polizei bereits die Olshausenstraße an der CAU Kiel ab. Die mit Studierenden vollbeladenen Busse müssen stehen bleiben. Grund dafür ist die einfahrende Kolonne. In welcher der vier schwarzen Limousinen, die von ungefähr 30 Polizeimotorrädern und -wagen flankiert werden, der Präsident sitzt, bleibt geheim.

Panzerwagen riegeln die Kiellinie ab, Foto: Nicole Bianga

Panzerwagen riegeln die Kiellinie ab, Foto: Nicole Bianga

Im Klaus-Murmann-Hörsaal der CAU trifft der israelische Staatspräsident auf 160 vorher ausgewählte Studenten und Studentinnen sowie Wissenschaftler, um eine Rede zu halten und Fragen zu beantworten – die bereits vorher überprüft und genehmigt werden mussten. Hier betont er sein Bestreben nach einem friedlichen Vereinigung aller Menschen in Israel.  Diskussionsthema mit den Studierenden war auch der eigentliche Anlass seines Deutschlandbesuches: Seit 50 Jahren existieren die deutsch-israelischen diplomatischen Beziehungen. War Rivlin selbst als junger Student gegen die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Deutschland, sprach der Staatspräsident heute von einer gemeinsamen Verantwortung der Nationen. Seine Rede deutet darauf hin, dass er die deutsche Verantwortung auch darin sieht, die Sicherheit Israels zu garantieren. Diese Aussage wird vor allem im Zusammenhang mit dem Hauptanliegen Rivlins Besuch in Kiel interessant: Die Begutachtung des etwa 500 Millionen Euro teuren U-Bootes „Rahav“ in der TKMS Werft. Der Bau von Kriegsschiffen in Kiel für Israel ist schon länger Tradition. „Rahav“ ist das ist das fünfte in Kiel hergestellte U-Boot, dessen Auslieferung nach Israel genehmigt wurde. Mit diesen Hightech-U-Booten sollen die Küsten Israels bewacht und beschützt werden.

Sicherheitsstufe eins plus. Diesen Status haben neben dem israelischen Präsidenten noch drei weitere männliche Personen weltweit – unter anderem US-Präsident Obama und der russische Staatspräsident. Für Kiel bedeutet das: Ausnahmezustand. 2000 Polizisten im Einsatz. Präzisionsschützen auf den Kieler Dächern. Spezialeinsatzkommandos auf der Kieler Förde. Nicht nur die Straßen, die sich im Dunstkreis Rivlins befinden sind gesperrt, sondern auch der Luftraum und der Schiffsverkehr. So muss auch die Schwentinelinie ihren Betrieb komplett einstellen – die FH-Studierenden sehen es gelassen: „In den IDWs will da eh keiner rüber“, äußert sich eine FH-Studentin zu dem Spektakel.