Der Basilikum Duft heftet sich an meine Nase wie das viel zu starke Parfüm meiner Großmutter. Es fühlt sich fast schon penetrant italienisch an. Ich schiele in meinen Einkaufsbeutel, auf die nicht mehr ganz so rot gewordenen Tomaten. Eine nach der anderen plumpst auf den Küchentresen und glänzt mit dem blitzend scharfen Messer um die Wette. Noch schnell das frische Ciabatta in den Ofen schieben, dann fehlt nur noch etwas Atmosphäre. Mein Herz pochen, die Kerzen flackern. Es fühlt sich alles ein wenig an wie bei einem Rendezvous – doch wer die Gäste sind, das weiß ich nicht.

Es klingelt an der Tür. Hektisch diskutieren wir, wer die Tür aufmacht. Gelächter schallt uns entgegen und ich hole tief Luft. Nach nur wenigen Minuten scheint es so, als ob fünf Freundinnen an meinem großen Eichentisch sitzen und keine Fremden. Wir sind angehende Juristen, eine Redakteurin, eine Lehrerin und sogar eine Gärtnerin. Ein bunter Haufen und Bruschetta zur Vorspeise. Eigentlich haben wir jetzt schon keinen Hunger mehr und ich habe auch keine Lust diese nette Runde zu verlassen, aber der nächste Gang wartet schon.

Das Fahrradschloss klemmt, die Straßen sind feucht vom letzten Regenguss. Zum Glück müssen wir nur eine kurze Strecke hinter uns legen, bis wir nach der richtigen Hausnummer Ausschau halten können. Wir erklimmen etliche Stufen, bis wir in der kuscheligen Dachgeschosswohnung unserer beiden Gastgeberinnen angekommen sind. Wieder eine Mädchenrunde reiht sich um den kleinen Tisch in der urigen Küche. Die „In der Dusche- Playliste“ plätschert leise im Hintergrund, während wir selbstgemachtes Brot und herrlich duftende Kürbissuppe genießen. Umso später der Abend wird, desto ernster entwickeln sich die Gespräche. Wir kennen uns kaum, doch versinken in eine Diskussion über die aktuelle Flüchtlingsthematik und jeder lässt die anderen an seinen Erfahrungen teilhaben. Es scheint, als seien wir geborgen, sechs Leute in dieser fremden Küche, mit Menschen, die wir durch Zufall treffen konnten. Wie der unsanfte Wecker am Morgen uns aus dem Schlaf reißt, so verabschieden wir uns hier viel zu früh. Eine Überraschung wartet noch auf uns. Wieder klingeln wir.

Dieses Mal ist es ein altes Haus. Wir steigen höher und höher. Ein dunkler Raum, ganz oben unter dem Dach, hölzerne Balken und alte Dachziegel, es ist ganz dunkel. „Nein, ihr seid zu weit gegangen“, ruft jemand von unten hoch. Lachend begrüßt uns das Dessert. Es ist eine riesige Wohnung, überall hängen große Leinwände und Skulpturen stehen in jeder Ecke. „Das sind Maria und Joseph“, meint einer der beiden jungen Männer zu dem modernen Gemälde über der Spüle. Es gibt rote Grütze mit Vanillesoße. Das Gericht ist frei interpretiert und verrät uns, die beiden Gastgeber experimentieren für ihr Leben gerne in der Küche. Bei einem selbstkreierten Cocktail aus Mate und Wodka tauschen wir uns über unsere Erfahrungen mit der Stadt aus. Wir kommen zu einem Schluss: Der Bär steppt hier nicht, dafür aber die Möwe.

Am liebsten würde ich mich wieder auf mein Fahrrad schwingen, ab zur nächsten Wohnung radeln. Mal sehen, wer sich hinter dieser Tür verbirgt, was es wohl zu essen gibt und was man dort erleben wird. Doch es ist spät geworden und wir beschließen nach Hause zu gehen. Aber wir werden wieder kommen auch wenn das heißt, dass man bis Anfang des nächsten Semesters warten muss. Rudi Rockt war fabelhaft. Ein Event bei dem man zwölf neue Menschen traf, ihren Geschichten hörte und ganz nebenbei in kulinarische Genüsse kam.

 

Für das Event Rudi Rockt muss jedes Team entweder Vorspeise, Hauptspeise oder Nachtisch kochen. Jeder Gang wird bei einem anderen Team und in einer anderen Wohnung gegessen. Wer mit wem isst, wird über ein mathematisches System bestimmt.

Das nächste Rudi Rockt Event findet im April statt. Weitere Informationen und Updates erhalten Kieler Mitglieder der Seite www.rudirockt.de.