Ein Auslandssemester während des Studiums bedeutet nicht nur, neue Menschen und eine fremde Kultur kennenzulernen. Es bedeutet auch, Erfahrungen für das Leben zu sammeln. Laut einer Studie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und des HIS-Instituts für Hochschulforschung absolvierte jeder dritte Student ein Auslandssemester.
Genau das hat auch Kerrin Jens gemacht. Die Medien-Studentin war im vergangenen Semester in Valmiera, einer kleinen Stadt in Lettland. Eine ungewöhnliche Wahl für Studierende, die sich für ein Auslandssemester entscheiden. FHews hat Kerrin getroffen und erfahren, wieso es ausgerechnet Lettland geworden ist und wie sie sich auf ihr Auslandssemester vorbereitet hat.
FHews: War dir schon von Beginn deines Studiums an klar, dass du ein Auslandssemester machen möchtest?
Kerrin: Ja, bei den ersten Veranstaltungen an der FH Kiel wurde auch schon viel von Auslandssemestern geredet. Zu dem Zeitpunkt wusste ich aber noch nicht, wohin es gehen sollte.
FHews: Wieso hast du dich dann für Lettland entschieden?
Kerrin: Weil ich auf jeden Fall in dem Semester ins Ausland gehen wollte. Da wollte ich nicht, dass mir irgendjemand anderes den Platz streitig macht. Ich habe mich dann mit einer Kommilitonin kurzgeschlossen, die das Semester davor in Lettland war und die war vollkommen begeistert. Ich habe ihr dann einfach vertraut, dass es gut wird. Außerdem wusste ich überhaupt nichts über die baltischen Staaten, deswegen ist es Lettland geworden und ich habe es bis heute nicht bereut.
FHews: Hast du dich vorher schon darauf vorbereitet? Und wenn ja, wie?
Kerrin: Ich war viel auf der Internetseite der lettischen Universität. Da gab es viele Informationen für Austauschstudenten, die einem auch sehr geholfen haben. Außerdem hat mir meine Kommilitonin, die vorher dort war, viele Tipps gegeben. Dann hat auch noch eine lettische Studentin Kontakt zu mir aufgenommen, mit der ich Fragen klären konnte. Und es wurden auch noch Informationsemails von der lettischen Universität rausgeschickt, wie man zum Beispiel am besten vom Flughafen zu der Universitätsstadt kommt.
FHews: Gibt es denn große kulturelle Unterschieden zwischen Deutschland und Lettland?
Kerrin: Die kulturellen Unterschiede sind ziemlich groß. Zum Beispiel wird den Deutschen ja nachgesagt, dass sie unfreundlich rüberkommen, aber die Letten kommen noch unfreundlicher rüber. Wenn man da auf der Straße langläuft, dann lächelt einen keiner an … Die Letten sind sehr reserviert. Sie wirken nicht offen oder freundlich, aber man kommt dahinter, wenn man sie richtig kennenlernt. Außerdem hat Lettland noch einen ganz anderen Standard, als wir in Deutschland. Die Busse, die da durch die Stadt fahren, das sind ausrangierte deutsche Busse. Das sieht man an den Schilder, da steht „Wagen hält“, wenn man auf den Knopf drückt. Lettland ist noch in der Aufbauphase, würde ich sagen.
FHews: Hast du vor Ort schnell Anschluss gefunden?
Kerrin: Dadurch, dass Valmiera so eine kleine Stadt ist, habe ich ziemlich schnell Anschluss gefunden. Vor allem natürlich bei den Erasmus Studenten. Die sind ja immer zusammen und wir haben auch viel miteinander gemacht und uns alle gleich super verstanden. Es war aber auch nochmal ein Unterschied, weil die Stadt so klein war. So haben wir auch schnell Anschluss an einheimische Studenten gefunden. Das war ein richtiger Vorteil.
FHews: Wie war es mit Lettisch? Hast du die Sprache in deiner Zeit dort auch gelernt?
Kerrin: Ja, ich habe Lettisch gelernt. Wir hatten einen Lettisch-Kurs, in dem wir nicht nur die Sprache gelernt haben, sondern auch so die kulturellen Hintergründe und die Geschichte von Lettland. Ich kann nicht fließend Lettisch sprechen, weil das eine sehr komplizierte Sprache ist, aber ich kann „Hallo“ und „Danke“ sagen und „Wie geht’s dir?“ und wie mein Name ist (lacht) … mehr habe ich in einem Semester leider nicht gelernt.
FHews: Kannst du Lettland für ein Auslandssemester weiterempfehlen und würdest du es wieder machen?
Kerrin: Auf jeden Fall! Ich habe mich total in dieses Land verliebt, obwohl die Letten von sich aus sagen würden, dass es nichts gibt, was man an diesem Land mögen könnte. Es war einfach eine richtig coole Zeit und ich würde es auf jeden, jeden, jeden Fall wieder machen. Es war auch cool, dass ich in dieser kleineren Stadt war und nicht direkt in Riga, weil man dann mehr von dem Land gesehen hat. Man hat die Großstadt Riga kennengelernt, aber auch die kleineren Städte wie Valmiera. Außerdem sind wir viel gereist. Wir waren in Litauen, Estland und Finnland. Man kann schon viel machen in einem Auslandssemester.
No Comment