Von Zuckerwatte zu Schlüpfern – zwei Studentinnen möchten mit einem ungewöhnlichen Projekt für mehr Nachhaltigkeit im Kleiderschrank sorgen.

Wie kommen zwei Medienstudentinnen der Fachhochschule Kiel dazu Unterhosen zu entwerfen? Ribana Schmidt und Marie-Luise Schlüter, auch bekannt als Ise, vermissten, als sie auf einem Festival im Sommer 2015 Zuckerwatte verkauften, ein essenzielles Utensil – die Notfallunterhose. Da kam den beiden die Idee witzige Schlüpfer mit dem Aufdruck „entzückte Watte“ zu entwerfen. „So als kleine Anspielung auf das, was sich darunter verbirgt“, verrät Ribana. An dieser Idee feilten die beiden während ihres Auslandsaufenthalts in Istanbul im Wintersemester 2015/2016. Dort setzten sich Ribana und Ise mit Istanbuls Textilindustrie intensiv auseinander. Der tiefere Blick in die Produktion der Kleidung und die fragwürdigen Arbeitsbedingungen dieser Industrie öffnete ihnen die Augen. Sie entschieden sich dazu, Schlüpfer aus Reststoffen selbst zu nähen.

Die Studentinnen haben seit kurzem Kontakt zu einer Textilfirma in Bayern, die nachhaltige Kleidung in Deutschland produziert, und sie in Zukunft mit Reststoffen aus der Nähfabrik beliefern wird. „Eine erste Kaufentscheidung zu einem nachhaltigen Kleiderschrank“, das ist die Idee, die hinter dem Projekt steckt, erzählt Ise. Die beiden wollen nicht nur witzige Schlüpfer verkaufen, vielmehr wollen sie über die bestehenden Probleme in der Industrie informieren und einen Anreiz bieten, das eigene Kaufverhalten zu hinterfragen. Beim Ideenwettbewerb Yooweedoo gewannen die beiden vor kurzem 2.000 Euro, von denen sie nun Nähmaschinen kaufen und eine Werkstatt mieten möchten, in der dann diverse Workshops und freies Nähen für jedermann stattfinden sollen. Sie ergänzen sich perfekt und kümmern sich gemeinsam um alles. „Sie ist der Chef, ich bin der Boss“, erklärt Ise.

Nachhaltige Schlüpfer gegen Konsumrausch. (Fotos: Ribana Schmidt und Marie-Luise Schlüter)

Nachhaltige Schlüpfer gegen Konsumrausch. (Fotos: Ribana Schmidt und Marie-Luise Schlüter)

„Bequem, witzig, retro“, so beschreibt Ribana die Unterhosen-Kollektion der Studentinnen. Bisher entwarfen sie ein Modell für Frauen und zwei Modelle für Männer. Auch eine BH-Kollektion ist in Planung. Mithilfe ihrer Praktikantin Lisa Duscha erarbeiten die beiden momentan neue Schnittmuster. Sie werden hauptsächlich Bio-Baumwolle, Elasthan und Jersey als Materialien verwenden. Um die 15 Euro werden die bunten Retro-Schlüpfer kosten, die man auf Flohmärkten, Festivals, im zukünftigen Online-Shop und in kleinen Läden kaufen können wird.

Das Projekt des Duos heißt nun ”Entzückt”. Der Name stammt von Ribanas und Ises erstem gemeinsamen Projekt. Im Sommer 2014 entschieden sich die beiden dazu, einen Zuckerwattestand zu bauen und unter dem Namen ”entzückte Watte” auf Norddeutschlands Festivals bunte Zuckerwatte zu verkaufen. Dort kam ihnen schließlich die Idee zur nachhaltigen Unterhose, aus der ”entzückten Watte” wurde ”Entzückt”.

Nach dem Studium mit ”Entzückt” weitermachen zu können, wäre der Traum des kreativen Duos. „Vielleicht gehen wir nach Berlin und gucken, ob die dort auch Schlüpfer mögen“, erzählt Ribana. Die beiden werden außerdem diesen Sommer ihren Zuckerwattestand wieder auf mehreren Festivals aufbauen. Bis dahin würden sie gerne einige Unterhosen fertig haben, um dieses Jahr nicht nur mit essbarer Watte zu ”entzücken”.

Ise und Ribana - ein entzücktes Duo. (Foto: Laura Pott)

Ise und Ribana – ein entzücktes Duo. (Foto: Laura Pott)

Wer Fragen zum Projekt hat oder den Zuckerwattestand für private Feste buchen möchte, kann eine E-Mail an info@entzueckt.com schreiben.

Auf ihrer Facebook-Seite posten die beiden regelmäßig neue Infos und Fotos zum Projekt.