Viele Jura-Studenten kommen aus konservativen Familienhäusern oder haben selber bei der Bundeswehr gedient, ehe sie ihr Studium begonnen haben. Tobias Papke zeigt uns, dass es auch den anderen Weg gibt: Der 28-Jährige hat sieben Semester lang Jura studiert, nur um dann 2012 abzubrechen und seinen Freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr anzutreten. FHEWS hat herausgefunden, was Tobias dazu bewegt hat, ob er seine Entscheidung bereut und was er denjenigen rät, die über einen Studienabbruch nachdenken.

FHEWS: Tobias, du hast sieben Semester Jura studiert und immer einen guten Schnitt gehabt. Dann brichst du ab. War es eine Bauchentscheidung oder hast du lange überlegt?

Tobias: Ein Studium bricht man denke ich nie ´einfach so ´ab. Ich habe mir vor diesem Schritt reichlich Gedanken gemacht und die Vor-/und Nachteile abgewägt. Auch, und gerade weil, ich bereits im siebten Semester war. In der Regel schließt man das Studium da ab, und ich soll es abbrechen? Ich habe zwar lange überlegt, aber ich denke, dass meine Entscheidung mental schon viel früher fest stand, als ich es wahrhaben wollte. Also bin ich zum Sekretariat gegangen…

FHEWS: …und hast dich exmatrikulieren lassen. Wie haben deine Freunde und Eltern reagiert?

Tobias: Klar waren alle schockiert, als ich meinen Plan offenbart habe. Allerdings habe ich alle Bekannten und Verwandten bereits früh eingeweiht, meine Eltern waren meine ersten Ansprechpartner. Ich wollte einfach nicht, dass alle aus den Wolken fallen. Ich musste mir vieles anhören, von ´bist du verrückt´ über ´das kannst du doch nicht machen´ bis zum viel zitierten ´denk doch an deine Zukunft´. Der einzige, der relativ cool blieb, war mein Vater. Er wusste, wie alle anderen auch, dass ich zur Bundeswehr gehe. Aber nur er empfand das als gute Alternative zum Jura-Studium.

Statt Strafrecht steht jetzt Schuhputz auf der Agenda! (Foto: Uwe Schubert, https://www.flickr.com/photos/uwe_schubert)

Statt Strafrecht steht jetzt Schuhputz auf der Agenda! (Foto: Uwe Schubert, https://www.flickr.com/ photos/uwe_schubert)

FHEWS: Warum bricht man ein Studium trotz guter Noten erst so spät ab?

Tobias (lacht): Weil ich eben ´nur´ einen guten Schnitt hatte. Als Jura-Student wirst du später nur der hoch bezahlte Anwalt mit dem schwarzen Porsche, wenn du deine Staatsexamen mit Prädikat absolvierst. Davon war ich leider weit entfernt. Mehr noch als das waren allerdings meine Geldsorgen der Stein, der die Sache ins Rollen gebracht hat. Ich habe für einen Nebenjob einfach keine Zeit gefunden, dann hatte ich Probleme mit dem BAföG-Amt, das mir kein Geld mehr gezahlt hat und meine Familie konnte mich leider nicht noch weiter unterstützen. In Berlin studiert es sich eben auch nicht sonderlich günstig…

FHEWS: Es gibt viele Alternativen zu BAföG: Studienkredite oder Stipendien zum Beispiel…

Tobias: Das muss ich mir vorwerfen, daran habe ich nie ernsthaft gedacht. Auch von meinen Verwandten ist keiner auf diese Idee gekommen. Ich wusste zwar, dass es diese Angebote gibt, aber wie bereits gesagt: Mein Herz hat gleich gesagt, dass ich abbrechen soll. Im Nachhinein denke ich, dass ich mich gar nicht mit solchen Alternativen beschäftigen wollte.

FHEWS: Warum geht man nach einem Jura-Studium ausgerechnet zur Bundeswehr?

Zur Bundeswehr bin ich deshalb gegangen, weil ich ein abenteuerlustiger Mensch bin, der sich schon immer gerne selbst neu erfunden hat. Insofern hat das doch sehr theoretische Jura-Studium auch gar nicht so wirklich zu mir gepasst. Bei der Bundeswehr konnte ich gutes Geld verdienen und sie haben mir eine Perspektive gegeben. Zuerst war ich von der Idee begeistert, bei der Bundeswehr zu studieren und dafür sogar noch Geld zu bekommen. Aber schnell habe ich mich selbst gefragt, ob ich überhaupt für das Studienleben geeignet bin.

FHEWS: Und bist du es? Schließlich studierst du auch bei der Bundeswehr nicht.

Tobias: Nein, bin ich nicht. Ich liebe die Realitätsnähe und das Grüne, wenn ich auf Übung gehe. Natürlich ist es manchmal extrem hart und da fragt sich schon mal, warum man nicht den warmen Hörsaal gewählt hat. Aber jetzt, wo ich außer Schule und Universität was anderes mache, merke ich erst, wie viel Spaß die berufliche Praxis tatsächlich macht.

FHEWS: Was rätst du denen, die auch mit einem Studienabbruch liebäugeln?

Denen kann man nichts anderes raten, als auf sich selbst zu hören. Ich spreche aus Erfahrung und weiß, dass es sehr schwierig ist, Störgeräusche von außen und die Wünsche und Erwartungen anderer auszublenden. Aber ob man ein Studium abbricht oder nicht, ist allein die eigene Entscheidung – ob im 1. Semester oder im 7.

Tobias (untere Reihe, 1. v.l.) im Kreise seiner Kameraden. (Foto: Tristan Grewe)

Tobias (untere Reihe, 1. v.l.) im Kreise seiner Kameraden. (Foto: Tristan Grewe)

Denkt auch ihr über einen Studienabbruch nach? Informiert euch hier über die diversen Möglichkeiten nach einem abgebrochenen Studium.

Tobias hat sich nie wirklich mit Studienkrediten auseinandergesetzt. Bei finanziellen Engpässen kann sich das aber anbieten. Hier findet ihr mehr Informationen!

Wofür steht BAföG eigentlich? Und wie bekomme ich es? Die Antworten auf diese und mehr Fragen findet ihr hier.