In unserer neuen Serie „Und was machst du sonst so?“ stellen wir Studierende und Mitarbeiter der Fachhochschule vor, die uns mit ihren außergewöhnlichen Nebenjobs und Hobbies beeindrucken. Heute dreht sich alles um Ribana Schmidt. Für mehr Nachhaltigkeit im Kleiderschrank sorgen – das ist die Idee, die hinter ihrem Projekt ”Entzückt” steht. Ribana, die im sechsten Semester Multimedia Production an der FH Kiel studiert, möchte durch den Verkauf von witzigen Retro-Schlüpfern aus Reststoffen zum reflektierten Kaufen anregen. Sie erzählt FHews ihre Story von zuckersüßer Watte, Konsumrausch und bunten Schlüpfern.
FHEWS: Ribana, du hast mit deiner Freundin und Kommilitonin Ise das Projekt ”Entzückt” gegründet. Wie und wann kamt ihr eigentlich auf die Idee, Schlüpfer zu entwerfen?
Ribana: Auf die Idee mit den Schlüpfern sind wir letzten Sommer gekommen, als wir mit unserer Zuckerwattemaschine auf Festivals unterwegs waren. Da saßen wir einen Abend zusammen und haben uns überlegt, dass es total witzig wäre, Unterhosen zu entwerfen, auf denen unser Zuckerwatte-Logo drauf ist. Als kleine Anspielung auf naja, entzückte Watte, entzückte Behaarung, wie auch immer (schmunzelt). Dann war quasi die Idee mit den Schlüpfern geboren. Daran haben wir im letzten halben Jahr ein bisschen rumgeschraubt und jetzt ist aus dieser kleinen schlüpfrigen Idee ein Nachhaltigkeitsprojekt mit Unterhosen aus Restabfällen der Textilindustrie geworden.
FHEWS: Nach essbarer Watte verkauft ihr jetzt also bald Unterhosen, warum sollen diese nachhaltig sein?
Ribana: Mit den Schlüpfern wollen wir auf die Missstände in der Textilindustrie aufmerksam machen und vor allem zeigen, dass es anders geht. Wir nähen Schlüppis aus Reststoffen, die sich irgendwie besser anfühlen und einfach ein anderes Lebensgefühl im Schritt geben als ‘nen H&M Schlüpfer, von dem man nicht weiß und auch nicht wissen will, wer den genäht hat oder wie er entstanden ist. Dadurch, dass wir das komplett anders machen, wollen wir zum Nachdenken anregen.
FHEWS: Also ein erster Schritt gegen unreflektierten Konsumrausch und zum nachhaltigen Kleiderschrank?
Ribana: Genau, wir haben uns mit Textilfabriken auseinandergesetzt und sind jetzt Partner einer bayrischen Organic Cotton Firma, die nachhaltige Mode macht. Wir bekommen von denen die Reststoffe, die sie eigentlich wegschmeißen würden, und machen daraus dann Schlüpfer. Das ist so die Grundidee des Upcyclings.
FHEWS: Wir sind gespannt wie die Schlüppis wohl aussehen werden…
Ribana: Wir wollen witzige Schlüpfer machen im Retro-Design, ein bisschen high-waisted und eher lustig und dadurch erotisch, als billig und dadurch sexy. Wir machen auch Boxershorts für Männer, wahrscheinlich aus alter Bettwäsche. Die Unterhosen werden um die 15 Euro kosten.
FHEWS: Klingt nach einer witzigen Alternative zur aktuellen Unterwäschemode. Und wo wird man sie kaufen können?
Ribana: Wir basteln gerade an einem Online-Shop und werden mit unseren Schlüpfern wahrscheinlich auch auf Märkten stehen. Wir wollen außerdem kleine Nachhaltigkeitsläden fragen, die eine ähnliche Firmenphilosophie vertreten, ob sie Lust haben unsere Schlüppis zu verkaufen.
FHEWS: Euer Projekt steht in den Startlöchern und bis zum Verkauf der ersten Unterhosen gibt es noch einiges zu tun. Was sind eure nächsten Schritte?
Ribana: Wir sind gerade dabei alles ein bisschen zu sortieren und haben auch eine Werkstatt gefunden. Wir ziehen bald in die Alte Mu ein, wo wir einen Raum mit benutzen können, das ist schon mal ein großer Schritt in Richtung ”es geht weiter”. Wir haben jetzt das erste Paket mit Stoffresten bekommen und setzen uns bald mal zusammen, um ein bisschen an Schnittmustern und natürlicher Färbung zu feilen.
FHEWS: Ihr habt vor kurzem 2.000Euro bei einem Ideenwettbewerb gewonnen. Wofür möchtet ihr das Geld verwenden?
Ribana: Mit den 2.000 Euro vom Yooweedoo Ideenwettbewerb werden wir uns jetzt erst mal mit Nähmaschinen, Materialien und Werkzeug einrichten und die Werkstatt ein bisschen gemütlich machen. Das ist alles gar nicht so günstig, deswegen denk’ ich mal, dass der Gewinn voll ausgeschöpft sein wird.
FHEWS: Die Produktion nachhaltiger Schlüpfer ist also ziemlich aufwändig, aber mit viel Kreativität, Bemühen und Optimismus werdet ihr sicherlich bald erfolgreich witzige Retro-Schlüppis verkaufen.
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