Benno Jonitz erzählt im FHews-Interview vom Redaktionsalltag
Die Kieler Woche heißt für viele Studierende des Fachbereichs Medien nicht Feiern, Essen und Konzerte genießen, sondern Stress rund um die Uhr. Rund 150 Studis arbeiten Tag und Nacht in der Kieler Woche Online Redaktion, um Videobeiträge für die Internetseite der Stadt Kiel zu erstellen – während alle anderen feiern, filmen die Medienstudierenden.
Benno Jonitz ist oft einer der ersten und letzten in der Kieler Woche Online Redaktion. Der Multimedia Production-Absolvent arbeitet dieses Jahr bereits zum fünften Mal in der Redaktion mit und steht den 40 Teams mit Rat und Tat zur Seite. In diesem Semester hat er im Modul AV-Nachrichtenmedien gelehrt, um die Studierenden des 4. Semesters Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation bestmöglich auf die Mitarbeit in der Online Redaktion vorzubereiten. Im Wahlpflichtkurs Campus TV und Kieler Woche Redaktion leitete Benno bereits seit Anfang des Semesters zusammen mit Professor Peter Dresewski die Planung der „KiWo Redaktion“.
Jeder einzelne der am Ende rund 90 Beiträge, die in dieser Kieler Woche entstehen, wird von ihm abgenommen worden sein. Er kennt die Kieler Woche unglaublich gut und das, obwohl er selbst noch nie als Besucher dort war. Im FHews-Interview erzählt Benno was die Kieler Woche für ihn bedeutet und was den Redaktionsalltag ausmacht.
Was sind die schönsten Momente in der KiWo Online Redaktion?
Am schönsten ist es mitzuerleben, wie stolz die Teams sind, wenn die letzten Farben korrigiert sind, die letzten Töne bearbeitet und das Stück dann gerendert werden kann. Die Teams sind dann oft so stolz auf sich und können es kaum fassen, dass sie das selbst geschaffen haben, das ist einfach toll anzusehen.
Was bringt den Studierenden die Mitarbeit in der KiWo Online Redaktion?
In der Redaktion lernen die Studis unglaublich viel. Ich sehe die Online Redaktion als Lernwerkstatt, in der nicht zwangsläufig Profi-Beiträge entstehen, sondern besonders die Praxis simuliert wird. Durch die verschiedenen Distributionswege, wie zum Beispiel die Veröffentlichung der Beiträge durch die Stadt, bleibt stets das Ziel, einen sendefähigen Beitrag zu erstellen. Wichtig ist jedoch immer, dass alle Spaß bei der Arbeit haben.
Wie empfindest du die Atmosphäre in der Redaktion?
Es sind unglaublich viele Menschen überall und ich höre meinen Namen öfter als sonst im ganzen Jahr. Insgesamt ist es schon sehr anstrengend und nervenaufreibend aber dennoch großartig, denn es ist echt schön zu wissen, dass sich die Studis auf mich verlassen.
Schläfst du in der Kieler Woche überhaupt?
Meistens sind die letzten Studis bis 2 Uhr in der Redaktion und um 9.30 Uhr muss ich ja wieder da sein am nächsten Morgen. So richtig viel Zeit zu Schlafen bleibt also nicht. Aber das ist okay. Die stressige Arbeit mag ich irgendwie und wenn es so wuselig ist, merke ich die Müdigkeit gar nicht.
Gibt es Momente zur Entspannung?
Das Bergfest, das wir immer am Mittwoch in der KiWo veranstalten, soll zur Entspannung dienen. Da grillen alle Redaktionsmitglieder gemeinsam draußen vor dem Offenen Kanal und haben die Möglichkeit, mal weg vom Schnittplatz zu kommen. Für die Studierenden der zwei Medienstudiengänge Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmenskommunikation und Multimedia Production ist es eine tolle Möglichkeit, sich kennenzulernen.
Kennenlernen können sich nicht nur die FH Studierenden untereinander, es sind auch noch ausländische Studierende da, oder?
Wir haben dieses Jahr wieder Besuch aus Russland. Vier russische Studentinnen sind gekommen und haben schon sehr schöne Beiträge abgeliefert. Das Tolle daran ist, dass die deutschen und russischen Studierenden echt viel gegenseitig voneinander lernen können.
Wie sieht ein Tag in der Kieler Woche Online Redaktion aus?
Der Tag beginnt um 9 Uhr, wenn die CvDs (Chefs vom Dienst, die Red.) in die Redaktion kommen. Dann wird gleich durchgesprochen, welche Stücke in der Postproduktion sind und welche von ihnen sogar schon abgenommen werden können. Die CvDs besprechen auch, welche Stücke an dem Tag produziert werden und gucken sich an welche Teams vor Ort sein werden. Um 10 Uhr ist die große Redaktionskonferenz, bei der alle Teams anwesend sind, die an dem Tag produzieren. Professor Dresewski leitet die Konferenz und fragt ab, ob bei den Teams alles okay ist. Im Anschluss an die Konferenz gehen Professor Dresewski und Professor Radtke die Erzählsätze, also die dramaturgische Idee der Beiträge, mit den Teams durch. Bevor die Teams dann losfahren, muss noch geklärt werden, ob alle Drehgenehmigungen da sind und sie alle wichtigen Ansprechpartner haben. Für die Teams geht’s dann los, während in der Redaktion geplant, geschnitten und abgenommen wird.
Wer ist für was in der Kieler Woche Online Redaktion zuständig?
Professor Peter Dresewski und Professor Jörn Radtke kümmern sich vor allem um den Inhalt der Stücke, indem sie zum Beispiel die Erzählsätze mit den Teams besprechen und sich dann den Rohschnitt ansehen. Danach kommen Hauke Sterner, Olli Ujc, Andreas Diekötter und ich zu den Teams, um mit ihnen die restliche Postproduktion zu machen – von der Farbkorrektur bis hin zum Blenden setzen. Ganz am Ende mache ich die finale Abnahme im technischen Sinne, exportiere die Stücke und stelle sie dann online der Stadt zur Verfügung.
Wie habt ihr euch auf die Kieler Woche vorbereitet?
Seit Anfang des Semesters planen und organisieren wir, der Wahlpflichtkurs Campus TV und Kieler Woche Redaktion des 6. Semesters. So Sachen wie die Bühnenakkreditierung, Gruppenbildung der Teams, die Themenplanung, die Erstellung des Vorspanns und Abspanns oder die Personalplanung konnten wir schon im Vorhinein regeln. Ich hatte eine riesen To-Do-Liste, von der ich immer Sachen gestrichen habe, während neue Dinge hinzukamen.
Wie schwer ist es, an Drehgenehmigungen zu kommen?
Da wir für die Stadt arbeiten, haben wir Zutritt zu allen Bühnen, die von der Stadt verwaltet werden. Bei Bühnen wie beispielsweise der vom NDR oder Regiocast, muss immer noch vor dem Dreh geklärt werden, ob wir drehen dürfen. Noch wichtiger ist es, vor Interviews mit dem Management der Künstler zu sprechen.
Ist an dieser Kieler Woche Online Redaktion etwas anders als in den letzten Jahren?
Ich empfinde es als etwas chilliger als sonst in den vergangenen Jahren. Wir haben einen guten Workflow. Ich glaube das liegt daran, dass wir mit jeder KiWo wachsen, vor allem weil wir es immer besser machen wollen – auch für die Studis. Im Vorhinein versuchen wir schon in der Lehre auf die Kieler Woche Redaktion hinzuarbeiten in Modulen wie etwa AV-Nachrichtenmedien. Ich finde wir sind auf einem super Weg.
Findest du es traurig, dass du selbst noch nie auf der Kieler Woche warst?
Ich kenne die KiWo ja trotzdem gut, durch die Videobilder, die die Teams in die Redaktion bringen und in der Redaktion zu arbeiten, macht so viel Spaß, dass ich gar nicht traurig drum bin, noch nie als Besucher auf der KiWo gewesen zu sein. Dort war ich ja schon einmal – allerdings auch nur zum Drehen.
Alle Beiträge der Kieler Woche Online Redaktion gibt es auf dem Youtube Channel der Kieler Woche und eine Auswahl auch hier auf FHEWS.
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