Als Nils Meyn gefragt wurde, ob er der erste Queer-Referent an der Fachhochschule Kiel werden möchte, hat er spontan zugesagt: „Ich möchte hier eine Community aufbauen, sodass die queeren Menschen an der FH sich kennenlernen.“

Als Nils neu an der FH war, hätte er sich ein Queer-Referat als Unterstützung gewünscht. Jetzt ist er selbst der erste Queer-Referent der Fachhochschule Kiel.

Als Nils neu an der FH war, hätte er sich ein Queer-Referat als Unterstützung gewünscht. Jetzt ist er selbst der erste Queer-Referent der Fachhochschule Kiel.

Wenn Nils von seiner neuen Aufgabe im Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) der Fachhochschule Kiel erzählt, muss der 22-Jährige oft erst einmal erklären, was queer überhaupt ist. Früher war queer ein Schimpfwort. Dann wurde es von den queeren Menschen selbst verwendet, die Bedeutung des Wortes wurde ins Positive umgekehrt. Für Nils ist es ein Sammelbegriff für jegliche sexuellen Orientierungen und Identitäten, die von der Heteronormativität abweichen. Was ist nochmal Heteronormativität? Nils: „Heteronormativität sind zum Beispiel Geschlechterrollenklischees. Die Frau wird Kindergärtnerin, der Mann KFZ-Mechaniker. Der Mann ist der Dominante in einer Beziehung. Er schaut gerne Fußball und mag Bier und Autos. Und Frauen.“ An dem Begriff queer findet Nils besonders gut, dass auch Heterosexuelle nicht ausgeschlossen werden. Es gehe beim Queer-Sein nicht nur um die sexuelle Orientierung eines Menschen, sondern auch um seinen Charakter und seine Lebenseinstellung. Die Bezeichnung queer verhindere außerdem Schubladendenken. Das sei unter anderem für Intersexuelle von Vorteil. Diese können zum Beispiel zwei X-Chromosomen haben, aber trotzdem männliche Geschlechtsmerkmale. Eine Zuordnung zu den Geschlechtern männlich oder weiblich wird hier schwierig. Queer zeigt laut Nils, „dass das alles viel komplexer ist. Gleichzeitig vereinfacht es alles.“

Das Queer-Referat gibt es seit der Unterzeichnung der Lübecker Erklärung für Respekt und Toleranz. Es ist wie alle Referate im AStA-Gebäude untergebracht.

Das Queer-Referat gibt es seit der Unterzeichnung der Lübecker Erklärung für Respekt und Toleranz. Es ist wie alle Referate im AStA-Gebäude untergebracht.

 

In seiner Position als Queer-Referent hat der Multimedia Production Student die Lübecker Erklärung für Respekt und Toleranz für die FH Kiel mitunterzeichnet. Das Queer-Referat wurde eigens dafür vom AStA und Studierendenparlament (StuPa) gegründet. Mit der Unterzeichnung der Erklärung gegen Homophobie sollte es auch an der FH einen Ansprechpartner für Studierende geben. Vorher wurde diese Aufgabe vom Sozialreferat im AStA mit übernommen. Das Sozialreferat kümmert sich unter anderem um Studierende mit Kindern und Inklusion an der FH.

 

Die queere Semesterparty wird von der queer students group der Christian-Albrechts-Universität organisiert. Sie sind eine von vielen Gruppen, die mit dem Queer-Referat der FH kooperieren möchten.

Die queere Semesterparty wird von der queer students group der Christian-Albrechts-Universität organisiert. Sie sind eine von vielen Gruppen, die mit dem Queer-Referat der FH kooperieren möchten.

 

 

Den queeren Menschen selbst möchte Nils vor allem eine Anlaufstelle bieten: „Als ich zur FH kam, war mir meine Orientierung nicht bewusst. Es wäre schön gewesen, wenn es ein Queer-Referat gegeben hätte, als ich es herausgefunden habe. Das hätte mir geholfen.“ Es gibt zwar auch ein Queer-Referat an der Christian-Albrechts-Universität und sogar eine Hochschulgruppe (queer students group), doch Nils vermutet, dass das den wenigsten FH-Studierenden bewusst ist. Um mehr auf das Thema aufmerksam zu machen, möchte Nils dafür sorgen, dass mehr queere Filme im Bunkerkino laufen und das gleich mit einem weiteren Ziel verbinden: Mehr queere Themen in den Interdisziplinären Wochen (IdW). In den letzten IdW habe es einen Vortrag und einen Fachtag zu dem Thema gegeben. Nils würde das Angebot gerne interaktiver gestalten.

Nils Aufgaben sind vielfältig: Er ist unter anderem Ansprechpartner für die queeren Menschen an der FH, plant die offenen Treffen und beteiligt sich an Fachtagen in den IdW.

Nils Aufgaben sind vielfältig: Er ist unter anderem Ansprechpartner für die queeren Menschen an der FH, plant die offenen Treffen und beteiligt sich an Fachtagen in den IdW.

 

Das Referat wird von den Studierenden der FH langsam aber stetig angenommen. Nils hat Sprechzeiten, zu denen er im AStA-Büro erreichbar ist. Abgesehen davon kann er sich seine Aufgaben frei einteilen. Dazu gehört zum Beispiel die Planung der regelmäßigen offenen Treffen an der FH, zu denen jeder Interessierte kommen kann. Nils kümmert sich zudem um Veranstaltungen in den IdW und um die Zusammenarbeit mit anderen Queer-Verbänden. Anfragen zur Kooperation kamen schon von dem HAKI e.V. (Lesbisch-schwule Emanzipationsarbeit in Schleswig-Holstein), dem LSVD Schleswig-Holstein e.V. (Lesben-Schwulen-Verein-Deutschland in Schleswig-Holstein) und dem CSD Kiel (Organisation des Christopher Street Days in Kiel).

 

 

Das AStA-Maskottchen Kitty ist stille Beobachterin im Büro, in dem Nils arbeitet. Hier sind vier Referate zusammen untergebracht.

Das AStA-Maskottchen Kitty ist stille Beobachterin im Büro, in dem Nils arbeitet. Hier sind vier Referate zusammen untergebracht.

Nils hofft, dass er mit seinem Engagement zeigen kann, dass ein Queer-Referat sinnvoll ist. Ein Problem sei nämlich auch, dass Leute denken: „Okay, denen geht’s doch allen gut. Die werden toleriert, akzeptiert. Warum muss man jetzt das Referat gründen?“ Nils betont, dass es immer noch Klischees und Vorurteile gegenüber queeren Menschen gibt und dass diese diskriminiert werden. Das sei zum Beispiel bei dem Thema Ehe für alle der Fall. „Viele denken noch immer, dass die Ehe Mann und Frau ist und nichts Anderes“, sagt Nils. Er möchte für Sichtbarkeit der queeren Menschen an der FH sorgen, Klischees und Homophobie entgegenwirken und Vorurteile abbauen.

Die Sprechzeit des Queer-Referates ist donnerstags von 11:45 Uhr bis 13:45 Uhr.

E-Mail-Adresse: queer@asta.fh-kiel.de

Homepage: www.asta-fh-kiel.de

Der Beitrag von CampusTV zum Thema Queer-Referat ist hier zu sehen.